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Macht - Ohnmacht - Allmacht: Was wählst du?

Macht oder Ohne-Macht?

Die meisten von uns haben in der Kindheit irgendwann eine oder mehrere Situationen erlebt, in der wir eine große Ohnmacht spürten, in der wir „Ohne-Macht“ waren und uns hilflos gefühlt haben.

 

Was verbindest du mit dem Wort „Macht“?

 

Spür mal kurz in dich hinein, bevor du weiter liest.

 

Wird es weit in dir, fühlt es sich angenehm an, wenn du an das Wort „Macht“ denkst? Oder wird es eher eng, unangenehm, vielleicht sogar verbunden mit einem Gefühl von Ekel?

 

Sehr viele Menschen lehnen „Macht“ ab, weil sie damit sehr Negatives verbinden. „Macht“ assoziieren viele Menschen mit „Macht über andere haben", Machtbissbrauch usw.

 

Und damit wären wir wieder bei der Kindheit, in der wir der Macht der Erwachsenen, allen voran Eltern und älteren Geschwistern, ausgeliefert waren. Wir wählten damals das Gefühl von Ohnmacht, um zu überleben, um nicht verrückt zu werden.

 

Wenn wir in unseren ersten Lebensjahren das Gefühl der Ohnmacht tief in uns gespeichert haben, wenn wir gelernt haben, dass Ohnmacht zum Leben „dazu gehört“, so erleben wir später im Leben diese Ohnmacht immer wieder. Obwohl wir längst erwachsen sind, rutschen wir in bestimmten Trigger-Situationen immer wieder zurück und fühlen uns genau so hilflos und ohnmächtig, wie die oder der Kleine damals. Wir erstarren innerlich und kein Wort kommt über unsere Lippen. Wir fühlen uns wie gelähmt, lassen die Situation über uns ergehen. So wie damals, als wir keine andere Wahl hatten, weil wir noch ein Kind waren; zu klein.

 

Gleichzeitig bringt uns die Ohnmacht und die damit verbundene Handlungsunfähigkeit in eine Situation, in der wir (unbewusst) hoffen, dass uns jemand anderes "rettet". So wie damals, wo wir als kleines Kind vielleicht gehofft haben, dass uns jemand hilft, dass uns jemand "da raus" holt und uns rettet.

 

Was ist die Lösung?

 

👶🏻 👧🏻 Zum einen ist es wichtig, zum kleinen Kind in dir zu gehen und diese alten Verletzungen zu heilen. Dies kann dir alleine mithilfe einer Meditation gelingen, mit einem Selbsthilfebuch oder im Gespräch mit einem erfahrenen Coach oder Therapeuten. Häufig macht professionelle Hilfe halt Sinn und ist zielführend, da wir alleine an den eigentlichen Schmerz meistens nicht heran kommen und ihn damit auch nicht heilen können, denn dein Unterbewusstsein möchte ja verhindern, dass du diesen Schmerz noch einmal fühlst. Und das muss aber manchmal sein, da, bildlich gesprochen, die alte Wunde erst noch einmal bluten muss, bevor sie heilen kann. Denn sie ist ja noch da und schmerzt, die alte Wunde. Es hat sich lediglich eine Kruste drüber gelegt.

 

🚶🏼🚪🚶‍♀️ Zum anderen ist es wichtig, dass du dich bewusst für die „Macht“, für deine dir zur Verfügung stehenden inneren Kräfte entscheidest und in deinem Alltag damit beginnst, aus dem alten, kindlichen Verhaltensmuster, auszusteigen.

 

📺 In meinem Video „Inneres Kind – Wie du aus alten Mustern aussteigen kannst“, bekommst du vielleicht noch weitere Impulse, die dich weiter auf deinem Weg unterstützen.

 

Allmacht: Was ist das? Was verbirgt sich unbewusst dahinter?

Allmacht bedeutet, dass man glaubt, bewusst oder unbewusst, Herr über Leben und Tod zu sein; man glaubt, man habe die Macht gehabt, in der Vergangenheit etwas zu verhindern.

 

Im Alltag äußert sich die Allmacht häufig darin, dass ich glaube, andere „retten“ zu können oder zu „müssen“.

 

Und wenn ich glaube, ich könne andere „retten“, wenn ich glaube, ich hätte die Macht, dafür zu sorgen, dass es anderen Menschen gut geht, so habe ich ja gleichzeitig auch die Macht, dafür zu sorgen, dass es anderen Menschen schlecht geht.

 

Rein theoretisch zumindest und die zweite Variante ist für die meisten ein völlig neuer Gedanke. Schließlich möchten die meisten Menschen bewusst zumindest niemandem Schaden zufügen.

 

Darüber haben sie noch nie nachgedacht.

 

Letztlich geht es hierbei um Schuldgefühle, schlechtes Gewissen oder wie auch immer wir das nennen möchten. D.h. irgendwo in unserem unbewussten Feld ist etwas gespeichert, was mich glauben lässt, ich sei mal „schuld“ gewesen an etwas, was in der Vergangenheit passiert ist: „Wegen mir ging es mal jemandem schlecht oder kam zu Schaden.“

 

Fallbeispiel:

Vor ein paar Jahren habe ich mit einer Frau, nennen wir sie Katja, an ihrem unerfüllten Kinderwunsch gearbeitet. Organisch gab es hierfür laut Schulmedizin keine Erklärung.

 

Wir kamen auf ihre Kindheit zu sprechen und die damaligen Umstände, als sie gezeugt wurde. Katja ist Einzelkind und ihre Eltern haben geheiratet, weil ihre Mutter mit ihr schwanger war. Also war Katja bzw. die Schwangerschaft mit ihr, schon mal „schuld“ daran, dass geheiratet werden musste.

 

Katjas Kindheit war insbesondere geprägt von einer alkoholkranken Mutter. Katja erzählte, dass ihre Mutter sie oft mit ihren Fäusten derart verprügelt hatte, bis sie „grün und blau“ war. Ihre Eltern trennten sich kurz nach der Geburt und sie lebte bei ihrer Mutter.

 

Sie selbst, die Mutter, war das „Ergebnis“ einer Affäre und wurde kurz nach der Geburt in ein Heim gegeben. Die Geschichte von der Schuld begann also schon viel früher.

 

Ich fragte Katja, was sie glaube, wie das Leben ihrer Mutter ausgesehen hätte, wenn sie nicht mit ihr (Katja) schwanger gewesen wäre. Sie antwortete sofort, dass das Leben ihrer Mutter noch schlechter verlaufen wäre, wenn Katja nicht geboren worden wäre.

 

Also glaubte Katja unbewusst, ihre Mutter in gewisser Weise gerettet, sie vor Schlimmerem bewahrt zu haben.

 

Ich fragte Katja, ob sie es auf der anderen Seite für möglich halte, dass das Leben ihrer Mutter ohne Kind vielleicht „besser“ verlaufen wäre, dass sie vielleicht ja gar nicht derart mit dem Trinken angefangen hätte. Diese Option ist ja schließlich die andere Seite der Medaille.

 

Darauf folgte Schweigen, Katja schaute mir in die Augen und sagte irgendwann: „Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“.

 

Es arbeitete in ihr und ich ließ ihr die Pause. 

 

Dann fing Katja an zu weinen.

 

Es war ein befreiendes Weinen.

 

Eine sehr alte Verletzung heilte.

 

Mal abgesehen vom Thema Allmacht & Schuld gab es auf seelischer Eben damit gleichzeitig „gute“ Gründe, warum es besser war, keine Kinder zu bekommen: Damit sich die traumatischen Erlebnisse, die sie und ihre Mutter bereits erlebt haben, nicht nochmal wiederholten.

 

Ob sie mittlerweile Mutter ist, weiß ich nicht, da ich nichts mehr von ihr gehört habe.  

 

Auf jeden Fall löste sich in jenem Moment damals etwas Großes in ihr. Wir hatten danach noch einen Termin und sie wirkte bei diesem bereits wie ausgewechselt, „heller“, als ob ihr Licht wieder an sei. Das Dunkle in ihrer Ausstrahlung war verschwunden.

Welche Wunde meldet sich auch heute, viele Jahre oder Jahrzehnte später immer noch auf destruktive Art und hält dich in der Ohn- oder Allmacht gefangen?

 

Welche Wunde in dir darf noch heilen?

 

 Und für was entscheidest du dich heute?